Ujjayi-Atmung: Dein Anker im Ashtanga: Technik und Vorteile

Was du in diesem Artikel erfährst

 

In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Ujjayi-Atmung ein, einer fundamentalen Atemtechnik, die als der Herzschlag deiner Ashtanga-Praxis gilt. Du wirst die genaue Technik dieser Atmung kennenlernen, ihre unzähligen Vorteile entdecken und verstehen, warum sie im Ashtanga Yoga so eine zentrale Rolle spielt. Wir beleuchten, wie die Ujjayi-Atmung dich nicht nur körperlich, sondern auch mental unterstützt und dir hilft, eine tiefere Verbindung zu deiner Praxis aufzubauen. Zudem sprechen wir darüber, wie du die Ujjayi-Atmung in deine individuelle Praxis integrieren kannst, selbst wenn du gerade erst mit Yoga beginnst oder noch auf der Suche nach deinem eigenen Rhythmus bist.


 

Was ist die Ujjayi-Atmung?

 

Die Ujjayi-Atmung, oft als „Meeresrauschen-Atmung“ oder „Siegreiche Atmung“ bezeichnet, ist eine spezielle Atemtechnik (Pranayama), die im Yoga, insbesondere im Ashtanga Yoga, eine zentrale Rolle spielt. Das Besondere an Ujjayi ist das leichte Verengen der Stimmritze im Rachenraum, sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen. Dies erzeugt ein sanftes, rauschendes Geräusch, ähnlich dem Meeresrauschen oder dem Geräusch, das entsteht, wenn man haucht. Dieses Geräusch ist nicht nur ein akustischer Indikator für die korrekte Ausführung, sondern auch ein Fokuspunkt für die Konzentration, der den Geist beruhigt und die Achtsamkeit in der Praxis fördert.

Im Ashtanga Yoga ist die Ujjayi-Atmung untrennbar mit der Bewegung (Vinyasa) verbunden. Jede Bewegung wird von einem Atemzug begleitet – Einatmung für die eine Phase der Bewegung, Ausatmung für die nächste. Diese Synchronisation von Atem und Bewegung ist das Herzstück der Ashtanga-Methode und schafft einen meditativen Fluss. Die Ujjayi-Atmung sorgt dabei für einen gleichmässigen und kontrollierten Atemfluss, der wiederum die Grundlage für die Präzision und Tiefe der Asana-Praxis bildet. Sie ist weit mehr als nur eine Atemtechnik; sie ist ein Werkzeug, das den Praktizierenden in einen Zustand der Konzentration und des inneren Gleichgewichts führt.


 

Die Technik der Ujjayi-Atmung

 

Die Ujjayi-Atmung ist einfach zu erlernen, erfordert aber Übung, um sie fliessend und mühelos in die Praxis zu integrieren. So gehst du Schritt für Schritt vor:

 

1. Die richtige Sitzhaltung

 

Beginne in einer bequemen Sitzhaltung, zum Beispiel im Schneidersitz oder auf den Fersen. Sorge dafür, dass deine Wirbelsäule aufrecht und deine Schultern entspannt sind. Dies schafft Raum für die Atmung und hilft dir, dich zu konzentrieren. Du kannst auch im Stehen beginnen, wenn dir das bequemer ist, wichtig ist eine aufrechte Haltung.

 

2. Die Rachenverengung üben

 

Stell dir vor, du möchtest einen Spiegel anhauchen, um ihn zu beschlagen. Das Geräusch, das dabei entsteht, kommt durch die Verengung des Rachens. Versuche nun, dieses Geräusch sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen durch die Nase zu erzeugen. Das ist der Kern der Ujjayi-Atmung. Achte darauf, dass du deine Stimmritze nur leicht verengst; es sollte kein Zwang oder Druck entstehen. Stell dir vor, du trinkst durch einen Strohhalm – das ist eine ähnliche, subtile Verengung, die du anstrebst. Die anfängliche Praxis kann etwas Übung erfordern, aber mit der Zeit wird das Geräusch weicher und die Atmung fliessender.

 

3. Durch die Nase atmen

 

Sowohl die Ein- als auch die Ausatmung erfolgen ausschliesslich durch die Nase. Halte den Mund geschlossen. Das hilft, die Luft zu filtern, zu erwärmen und zu befeuchten, bevor sie in die Lunge gelangt, und verstärkt das Ujjayi-Geräusch. Das Atmen durch die Nase fördert auch eine tiefere Atmung in den Bauchraum und aktiviert das parasympathische Nervensystem, was zur Beruhigung beiträgt.

 

4. Den Atemrhythmus finden

 

Versuche, die Ein- und Ausatmung gleich lang zu halten. Zähle zum Beispiel langsam bis vier beim Einatmen und dann wieder bis vier beim Ausatmen. Mit der Zeit kannst du die Zählweise anpassen und die Länge der Atemzüge verlängern, aber beginne sanft. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, einen stetigen, gleichmässigen Fluss zu finden, der sich für deinen Körper angenehm anfühlt. Die Gleichmässigkeit des Atems ist ein Spiegelbild der Ruhe des Geistes.

 

5. Den Fokus auf den Atem legen

 

Das Geräusch der Ujjayi-Atmung dient als Mantra oder Anker, das deine Aufmerksamkeit während der gesamten Praxis bündelt. Wenn deine Gedanken abschweifen, kehre immer wieder zu diesem Geräusch zurück. Es ist ein ständiger Begleiter, der dich im Hier und Jetzt hält. Dieser Fokus hilft, den Geist zu beruhigen und die meditative Qualität der Praxis zu vertiefen. Die bewusste Wahrnehmung des Atems schafft einen Raum der Präsenz, in dem äussere Ablenkungen verblassen.


 

Vorteile der Ujjayi-Atmung im Ashtanga Yoga

 

Die Ujjayi-Atmung ist mehr als nur eine Begleitmelodie zur Bewegung; sie ist ein integraler Bestandteil der Ashtanga-Praxis mit weitreichenden Vorteilen:

 

1. Erzeugung von Wärme (Agni)

 

Die leichte Verengung im Rachen und die verlängerte Atmung erhöhen den Druck in der Lunge und im Körper. Dies erzeugt eine innere Wärme, das sogenannte Agni (Verdauungsfeuer). Diese Wärme hilft, den Körper zu reinigen, Giftstoffe auszuschwemmen und die Muskeln geschmeidig zu halten. Die innere Wärme bereitet den Körper optimal auf tiefere Dehnungen vor und unterstützt die Flexibilität. Sie ist auch ein Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel angeregt wird und der Körper auf einer tieferen Ebene arbeitet.

 

2. Verbesserung der Konzentration und des Fokus

 

Das konstante, rauschende Geräusch der Ujjayi-Atmung ist ein wirksamer Dharana (Konzentrationspunkt). Es bindet die Aufmerksamkeit an den gegenwärtigen Moment und reduziert die Tendenz des Geistes, abzuschweifen. Dies führt zu einer tieferen, meditativen Praxis, in der du dich vollständig auf die Bewegung und den Atem einlassen kannst. Der Fokus auf den Atem schafft einen Raum der Ruhe und Klarheit, der dir hilft, dich von äusseren Ablenkungen zu lösen und dich auf dein Inneres zu konzentrieren.

 

3. Beruhigung des Nervensystems

 

Die langsame und kontrollierte Ujjayi-Atmung aktiviert das parasympathische Nervensystem, den Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Erholung zuständig ist. Dies reduziert Stress und Angst, senkt den Herzschlag und fördert ein Gefühl von innerer Ruhe und Gelassenheit. In unserer oft hektischen Welt ist dies ein unschätzbarer Vorteil, der dir hilft, auch ausserhalb der Yogamatte zentrierter zu sein. Ein ruhiges Nervensystem ist die Grundlage für geistige Klarheit und emotionales Gleichgewicht.

 

4. Erhöhte Lungenkapazität und Ausdauer

 

Durch die bewusste Kontrolle der Atemwege und die Vertiefung der Atemzüge trainiert die Ujjayi-Atmung die Lungenmuskulatur und verbessert die Lungenkapazität. Dies führt zu einer effizienteren Sauerstoffversorgung des Körpers und erhöht die Ausdauer während der Praxis. Du wirst feststellen, dass du längere und anspruchsvollere Sequenzen mit mehr Leichtigkeit ausführen kannst. Eine verbesserte Lungenkapazität hat positive Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und Vitalität.

 

5. Förderung der Meditation in der Bewegung

 

Die Synchronisation von Ujjayi-Atmung und Vinyasa (Bewegung) verwandelt die physische Asana-Praxis in eine bewegte Meditation. Jeder Atemzug führt eine Bewegung an, was einen ununterbrochenen Fluss schafft. Dieser Fluss hilft, den Geist ruhig und präsent zu halten, ähnlich wie bei einer Sitzmeditation, aber mit dem zusätzlichen Vorteil der körperlichen Aktivität. Es ist diese einzigartige Kombination, die Ashtanga Yoga so kraftvoll und transformierend macht. Adam Keen spricht oft darüber, wie der Atem der wahre Lehrer in der Praxis ist und dass das stetige Geräusch der Ujjayi-Atmung uns immer wieder zurück zu unserem Zentrum führt.


 

Ujjayi im Kontext deiner Ashtanga-Praxis in Aarau

 

In unserem Studio in Aarau legen wir grossen Wert darauf, dir die Ujjayi-Atmung als deinen persönlichen Anker in der Ashtanga-Praxis zu vermitteln. Auch wenn du unsere geführten Lektionen besuchst und nicht die traditionelle Mysore-Praxis kennst, ist die Ujjayi-Atmung dein ständiger Begleiter. Sie ist das Instrument, das dich durch jede Vinyasa führt und dir hilft, im Fluss zu bleiben.

Wir ermutigen dich, dich nicht von der Vorstellung einschüchtern zu lassen, dass die Ujjayi-Atmung „perfekt“ sein muss. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln und sie als Werkzeug zu nutzen, um deine Konzentration zu schärfen und deinen Körper von innen heraus zu wärmen. Wenn du dich mal nicht ganz fit fühlst oder eine Asana dir schwerfällt, kann der bewusste Fokus auf deine Ujjayi-Atmung dir helfen, ruhig zu bleiben und die Herausforderung anzunehmen, ohne dich zu überfordern.

Gerade weil wir so viel Wert auf die individuelle Anpassung der Asanas legen und Hilfsmittel wie Blöcke und Gurte nutzen, ist die Ujjayi-Atmung noch wichtiger. Sie ist das verbindende Element, das trotz aller Variationen und Anpassungen eine konsistente und geerdete Praxis ermöglicht. Sie ist das Band, das deinen Körper, deinen Geist und deinen Atem zusammenhält und dir hilft, deine Praxis zu vertiefen, ganz gleich, welche körperlichen Gegebenheiten du mitbringst. Sie ist dein persönlicher Rhythmus, der dich durch jede Herausforderung trägt. Gregor Maehle betont in seinen Lehren, wie wichtig die präzise Kontrolle des Atems für die Sicherheit und Effektivität der Asanas ist – und Ujjayi ist der Schlüssel dazu.


 

Fazit

 

Die Ujjayi-Atmung ist das Herzstück des Ashtanga Yoga und weit mehr als nur eine Atemtechnik. Sie ist dein persönlicher Anker, der dich durch jede Bewegung führt, deinen Geist beruhigt und deinen Körper von innen heraus wärmt. Durch die bewusste Verengung der Stimmritze erzeugst du ein sanftes Meeresrauschen, das dich in einen Zustand tiefer Konzentration und Achtsamkeit versetzt. Die Vorteile reichen von einer verbesserten Konzentration über die Beruhigung des Nervensystems bis hin zur Steigerung der Lungenkapazität.

Egal, ob du gerade erst mit Ashtanga Yoga beginnst oder schon länger praktizierst: Nimm dir die Zeit, die Ujjayi-Atmung bewusst zu üben und in deine Praxis zu integrieren. Sie wird dir helfen, eine tiefere Verbindung zu dir selbst aufzubauen, die Herausforderungen auf der Matte mit mehr Leichtigkeit zu meistern und die transformative Kraft des Ashtanga Yoga voll zu entfalten. Lass deinen Atem dein Kompass sein und deine Ujjayi-Atmung dein stetiger Begleiter auf diesem wunderbaren Weg.